Das Stifter-Ehepaar

 

Gut 30 Kilometer voneinander entfernt wuchsen beide im ländlichen Westfalen südöstlich von Münster auf: Hildegard Baumeister in Herzfeld und Paul Damhorst in Westkirchen, das heute zu Ennigerloh gehört. Für die Erwachsenen wurde Münster zum Lebensmittelpunkt, bis heute ihr Wohnort.

Hildegard Damhorst geb. Baumeister, Jahrgang 1930, wuchs mit ihren beiden sieben und neun Jahre älteren Brüdern in einem Herzfelder Arzt-Haushalt auf. Ein behütetes Nesthäkchen, das seinen Papa zuweilen auf Hausbesuchen in die Bauerschaften der Lippeflur begleiten durfte – anfangs mit dem Kutschwagen, später mit dem Auto. Hildegards Mutter war Rheinländerin, ihr fröhliches Naturell prägte das Familienklima bei Baumeisters. Diese unbeschwerten Kindertage in Herzfeld formten den Wunsch der Tochter, später selbst eine Familie zu gründen, Kinder zu haben und ihnen eine gute Mutter zu sein.

 

Der Zweite Weltkrieg erschwerte die Schulausbildung, erforderte einen Internats-Aufenthalt bei Schulschwestern in Arnsberg, bis nach Kriegsende das Abitur am Städtischen Mädchengymnasium in Soest möglich wurde. In Fremdsprachen begabt, schloss Hildegard Baumeister eine Spezialausbildung an der Höheren Handelsanstalt in Münster an, die ihr eine Anstellung im Auslandsressort der damaligen Zentralkasse Westdeutscher Volksbanken einbrachte.

 

Bald traten private Pläne neben die Chance einer Bankkarriere: Durch ihre in Münster studierenden Brüder lernte die eben 20-Jährige den Jurastudenten Paul Damhorst kennen. Als beide im Jahr 1958 heirateten, hatte Hildegard bereits ihren Bankberuf aufgegeben und einen Kochkurs absolviert: So gut ihre Schulausbildung war, so interessant ihr Beruf, sie hatte sich für die Familie als Lebensmittelpunkt entschieden. Es sollte eine kräftezehrende Aufgabe werden, nachdem sich bei ihren drei Söhnen Christoph, Benedikt und Gregor in der Pubertät eine geistige Behinderung herausstellte.

Paul Damhorst (1927 - 2017) kam als drittes von vier Kindern einer Kaufmanns-Familie in Westkirchen, das heute zu Ennigerloh gehört, zur Welt. Eine kleine Welt, aber mit großen Werten: Der katholische Glaube durchdrang das dörfliche Geschehen. Vor allem verlor er sich selbst da nicht, als völkische Parolen und nationalsozialistische Propaganda alles zu übertönen drohten. Bis zu seinem Tod bewahrte Paul Damhorst einen Abdruck des Rundschreibens von Papst Pius XI., "Mit brennender Sorge", vom 14. März 1937 auf, in dem das katholische Kirchenoberhaupt die Nazi-Ideologie verurteilte. Seine Mutter hatte den Text in ihrer Nachttisch-Schublade versteckt.

 

Bereits in der Volksschule nahm Paul Damhorst am mutigen Einsatz zweier streng katholischer Lehrerinnen wahr, was Überzeugungen, Grundhaltung und Geradlinigkeit bedeuteten. So blieb auch für ihn Streit mit einem linientreuen Lehrer nicht aus, wenn der Dienst als Messdiener gegen einen geforderten Einsatz in der Hitlerjugend stand. Nicht anders in der Folgezeit am traditionsreichen Gymnasium Laurentianum in Warendorf, wo ein Studienrat in SA-Uniform vor der Klasse erschien. 1943 wurde Paul wie andere Schüler als Luftwaffenhelfer eingezogen. Kurz vor Kriegsende beendete ein dürres "Reifezeugnis" auf einem grauen DIN-A5-Bogen die Schulzeit. Das wirkliche Abitur musste nach der Kapitulation am Ende eines Förderjahres nachgeholt werden.

 

Dem Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Münster folgten 1952 das Examen am Justizprüfungsamt  in Hamm und der Eintritt in den Justizdienst als Gerichtsassessor bei der Staatsanwaltschaft im Bezirk der Generalstaatsanwaltschaft Hamm. Nach Jahren als Staatsanwalt in Dortmund wurde Paul Damhorst an den Familien-Wohnsitz Münster versetzt, rasch erfolgte die Ernennung zum "Ersten Staatsanwalt".

 

Innerhalb der Familie verfolgte Paul Damhorst vor allem zwei Aufgaben mit besonderem Nachdruck: Er stellte sicher, dass seine Ehefrau Hildegard angesichts der hohen Herausforderungen in der Erziehung regelmäßig jährliche Erholungskuren in Bad Wörishofen unternahm. Und er ergriff schon früh Initiativen, damit seine Söhne Christoph, Benedikt und Gregor trotz ihrer Behinderung nach ihren spezifischen Möglichkeiten eigene Interessen entwickelten und Selbstständigkeit gewannen.

 

Gut zwei Monate vor seinem 90. Geburtstag verstarb Paul Damhorst am 5. Februar 2017 nach kurzer schwerer Krankheit.