Stiftungs-Gründer Paul Damhorst verstorben

Gut zwei Monate vor seinem 90. Geburtstag ist Paul Damhorst nach kurzer schwerer Krankheit am 5. Februar 2017 verstorben. Tief im katholischen Glauben verwurzelt, engagiert in seinem Beruf als Staatsanwalt und stark gefordert als Vater dreier Söhne mit Behinderung traf Paul Damhorst auf hohe Wertschätzung bei vielen, die das Glück hatten, ihn zu kennen oder sogar mit ihm befreundet zu sein. Durch die Gründung der kirchlichen "Hildegard und Paul Damhorst Stiftung" hat Paul Damhorst nach seinen persönlichen Möglichkeiten Vorsorge getroffen, dass Menschen mit Behinderung mehr und mehr wirkliche Teilhabe am gesellschaften Leben erfahren.

 

Der christliche Glaube war Paul Damhorsts Richtschnur: Das Evangelium begründete seine Menschenliebe und bildete das Koordinatenkreuz für seine Werte. Eine Nachfolge Jesu hatte sich für Paul Damhorst in Taten der Nächstenliebe zu bewähren. Und menschliches Handeln musste unveräußerlichen Maßstäben genügen.

 

Vorausschauende Verantwortung

Wahrhaftigkeit und Geradlinigkeit bestimmten seine engagierte Arbeit als Staatsanwalt. Da verdiente jeder Interesse und Verständnis für seine persönliche Situation; andererseits galten Paul Damhorst Führung und Strenge als wirksame Mittel zu nötigen Kurskorrekturen.

 

In der Familie war Paul Damhorst gleichzeitig der stärkende Partner seiner Ehefrau Hildegard und der liebende Gefährte seiner Söhne Christoph, Benedikt und Gregor, die alle mit einer Behinderung leben. Zudem war der Vater der vorausschauende Verantwortliche: So sehr die Söhne zunächst ganz Kinder sein durften, so sehr führte Paul Damhorst sie mit den Jahren in eine ihren Möglichkeiten angemessene Eigenständigkeit.

 

Messdiener statt Hitlerjunge

Als drittes von vier Kindern 1927 im münsterländischen Westkirchen, heute Ennigerloh, in eine Kaufmanns-Familie hinein geboren, nahm Paul Damhorst als Jugendlicher die Nazi-Ideologie am Gymnasium wahr, aber ebenso deren strikte Ablehnung durch seine Eltern und mutige LehrerInnen. Und er selbst gab ein Bekenntnis, wenn er die Aufgabe als Messdiener dem geforderten Einsatz in der Hitlerjugend vorzog.

 

Die Auseinandersetzung mit dem Unrechts-Regime weckte sein Interesse an den Rechtswissenschaften, die er nach Kriegsende in Münster studierte. Nach dem Examen 1952 trat er in den Justizdienst der Staatsanwaltschaft Dortmund ein, später folgte seine Ernennung zum "Ersten Staatsanwalt" in Münster.

 

Als wäre die tägliche Sorge um seine drei Söhne mit Behinderung nicht schon Herausforderung genug gewesen, verfolgte Paul Damhorst mit Engagement die gesetzlichen Bestimmungen für Menschen mit Behinderung und die Reaktionen in der Öffentlichkeit auf diese Menschen. So wagte er im Jahr 2000 erstmals mit der ganzen Familie eine Pilgerreise auf einem Kreuzfahrtschiff, um die Wirkung der Eindrücke unterwegs auf seine Söhne wahrzunehmen und das Verhalten von Mitreisenden auf die Söhne zu beobachten. Es wurde eine positive Erfahrung innerhalb der christlich geprägten Reisegruppe. Darum folgten weitere Unternehmungen der Familie bei ähnlichen Gruppenreisen, auch wenn dies jedes Mal für die Eltern erhebliche Anstrengungen bedeutete.

 

"Teilhabe" auch in der Freizeit

Ein Jahr nach Damhorsts erster Familienreise auf einem großen Schiff prägte die Weltgesundheitsorganisation WHO im Jahr 2001 einen Schlüssel-Begriff für den gesellschaftlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung. Er lautet "Teilhabe" und beschreibt das "Einbezogensein in eine Lebenssituation". Soll heißen: Menschen mit Behinderung möchten genauso leben wie andere Menschen. Das meint das Interesse an einer bereichernden Beschäftigung ebenso wie die Erwartung, den Alltag ohne fremde Hilfe meistern zu können, und nicht zuletzt den Wunsch, eine attraktive Freizeit zu erleben.

 

Aus diesen Grundsätzen und seinen persönlichen Erfahrungen leitete Paul Damhorst die Idee der "Hildegard und Paul Damhorst Stiftung" ab. Während das Ehepaar Staat und Gesellschaft bei der Einrichtung und dem Unterhalt von Werkstätten und Wohnstätten für Menschen mit Behinderung in der Pflicht sah, sollte ihre private Stiftung Impulse für eine bereichernde Freizeitgestaltung geben. Für die beiden aktiven Christen schließt dies auch spirituelle Angebote ein.

 

Gedanken leben weiter

Mit bewundernswertem Einsatz brachte sich Paul Damhorst nach der Stiftungs-Gründung am 5. November 2015 in die praktische Ausgestaltung der Stiftungsarbeit ein. Weil die Null-Zins-Politik der Europäischen Notenbank nur geringe Erträge des Stiftungs-Kapitals erwarten ließ, entschloss sich das Ehepaar Damhorst nach anfänglichem Zögern, FreundInnen und Bekannte um Mithilfe zu bitten, damit die Stiftung wirksam werden konnte. Tief bewegt bewunderten beide die großherzige Spendenbereitschaft, auf die ihr Schreiben traf.

 

So konnte das Kuratorium unter Leitung von Paul Damhorst im Dezember 2016 Förder-Richtlinien für die Vergabe von Finanzhilfen der Stiftung verabschieden und bereits über den ersten Förder-Antrag beraten. Die Übergabe des ersten Schecks seiner Stiftung allerdings blieb Paul Damhorst leider verwehrt. Doch es gilt, was Regierungspräsident Dr. Reinhard Klenke seinerzeit bei der Übergabe der Stiftungs-Urkunde sagte: "Auf diese Weise werden Ihre Gedanken weiterleben." Das verstehen die Kuratoriums-Mitglieder als Verpflichtung und Auftrag.